Sonntag, September 04, 2005

Die ersten Schritte in Dakar

Ich wollte gerade anfangen über das Wetter zu reden als zunächst die Musik anfing zu schwanken (heute schreibe ich an meinem Laptop), dann die Lautstärke in den Knöpfen meines Ohres explodierte, und schließlich der Computer gänzlich abgewürgt wurde. Der Strom ist recht zuverlässig, genauso wie das Wasser, aber es passiert, dass sich das eine wie das andere für eine Weile verabschiedet. Na ja dafür gibt es ja Akkus und Wasserkanister.

Es ist Sonntag, wir vier Freiwilligen (drei Mädels und ich, oder zwei Deutsche, zwei Amis) sitzen in Tostans coolem zweistöckigen Volunteer Apartment und inzwischen (16 Uhr GMT/Dakar-Zeit, oder 18 Uhr WSZ/Berlin-Zeit) scheint sogar der Regen der Sonne gewichen zu sein. Nicht dass wir bisher besonders viel Sonne gehabt hätten, das Wetter gönnt uns eine Eingewöhnungsphase. Der Schweiß steht dennoch permanent auf meiner Stirn. Wir spielen uns wohl Musik vor, die wir mitgebracht haben, Wir sind Helden haben in den USA mittlere Resonanz gefunden, Tocotronic fallen durch ihren Namen auf. Oh gerade kommt der Strom wieder, also nur knapp zehn Minuten Ausfall.

Gestern waren Lisa und ich das erste Mal in Dakar Downtown. Sabine, die Volunteer Koordinatorin, die morgen leider für fünf Wochen nach Paris geht, hat uns mitgenommen. Tostans Office ist im Norden der Stadt, etwa zwanzig Minuten mit dem Taxi bis in die Innenstadt. Um dorthin zu kommen, stellt man sich also an die Straße, wartet einige Sekunden bis das nächste gelbe Renault-Taxi vorbeifährt, gibt dem Fahrer ein Zeichen. Dann kann das alltägliche Ritual beginnen. „Friede sei mit dir“, „Friede sei auch mit dir“, „Wie geht es?“, „Es geht schon“, „Ich gehe in die Stadt, wie viel kostet das?“ Der Fahrer nennt einen Preis, den man von sich weist und einen niedrigeren nennt. Entweder er wird einlenken, indem er zustimmt oder ein Stück weiterfährt, um dann anzuhalten, kurz hupend, oder er sieht den Preis nicht ein und fährt weiter. Das Spiel beginnt beim nächsten Taxi von vorn.

Dakar Downtown war gestern Mittag ausgesprochen belebt. Überall Händler. An der nächsten Ecke haben wir uns einen kleinen Nescafé (50 F CFA) zur Belebung gekauft, und die besondere Gelegenheit genutzt, dass ein Händler mit aufgeschnittenen Kokosnüssen (25 F CFA pro Stück) vorbeikam. Die mobilen Händler haben immer einiges darin gesteckt, auf sich aufmerksam zu machen, keiner hat jedoch ein entschlossenes „Merci“ oder „Le prochein fois“ (nächstes Mal) (ein bloßes „Non!“ ist äußerst unhöflich) ignoriert. Ich habe fürs Erste keine Kleider gekauft, auch wenn die vielen fröhlichen Stoffe verlockend sind.

Was man hier sehr viel sieht, wenn man durch die Straßen läuft, sind unfertige Betonhäuser, die aber häufig bewohnt werden. Wenige bis keine Blech- oder Lehmhütten. Die Straßen abseits der Hauptstraßen sind von dem vielen Regen matschig. Die Bürgersteige sind klein und zugeparkt, was sehr unpraktisch ist, weil man sich mit dem Straßenverkehr als Fußgänger besser nicht anlegt. Der Zustand der meisten Fahrzeuge berichtet von kleineren und größeren Zusammenstößen, Schrammen, Stößen, und Hupen ist beliebter als Bremsen.

Heute habe ich noch herausgefunden, dass Couscous hier in zwei Varianten kommt, in traditioneller Art aus Hirse und marokkanisch aus Hartweizengrieß. Wer kein Baguette oder anderes weißes Brot essen kann, freut sich über diese Alternative zu weißem Reis, den man hier praktisch zu jeder Mahlzeit serviert. Die Hirse, eine bräunliche Variante, nicht goldgelb wie in Europa, riecht im ersten Moment etwas nach Hundefutter, kurz aufgekocht und mit Banane und Apfel vermischt (ganz untypisch für senegalesische Küche) macht sie jedoch ein hervorragendes Frühstück. Das Obst ist unbedenklich, wenn man es entweder kurz aufkocht, oder für den Rohverzehr in gebleichtem Wasser etwa eine Viertelstunde einweicht. Bananen einfach schälen. Kleine Notiz, ich finde die Bananen hier schmecken und riechen mehr wie unserer Bio-Bananen, sehr fruchtig und voll im Geschmack. Ganz sicher sind es jedoch keine Bio-Bananen. Wahrscheinlich werden sie reifer geerntet und weniger behandelt wie es für die Reise in das ferne Europa geschieht. Man bekommt Obst an jeder Ecke.

Wir verabschieden Sabine heute Abend, sie hat schon einiges wertvolles Wissen an uns weitergegeben. Offenbar besuchen wir wohl ein nettes Restaurant um die Ecke. Der Muezzin ruft zum Gebet. Lisa ist über ihrem Laptop eingepennt.