Aufbruchstimmung
Die Dinge scheinen hier langsam in Bewegung zu kommen für Lisa und mich. Unsere Destination ist Bignona, Casamance, das war von Anfang an so vorgesehen. Wir hatten jedoch das Glück noch eine Weile damit verbringen zu können, Dakar und Tostans Büro dort kennen zu lernen. Je länger man bleibt, desto schwieriger jedoch die Abreise, und ich glaube inzwischen haben wir genügend soziale Kontakte geknüpft um eine Art von Abschiedsgefühl zu verspüren. Wie dem auch sei, ich versuche jetzt ruhig in einer Zeit zu sprechen, in der ich mich eher überwältigt fühle. Unsere Abreise ist also für diese Woche geplant, doch der Tag wird sich erst morgen entscheiden. Und eine der Optionen ist der Mittwoch. Am Mittwoch könnten wir mit einem Tostan-Fahrer nach Kolda im Süden des Senegal, östlich von der Casamance, aufbrechen. Am Freitag wäre es ein öffentlicher Klein-Bus. Wir müssen noch einige Dinge erledigen vor unserer Abfahrt, darunter unser Ticket umbuchen, unsere Boubous und unser Visum abholen.
Das Visum ist ein Haken, denn das dauert in der Regel. Offenbar hat Tostan jedoch einen Kontakt im Ministerium und wir versuchen es schneller zu bekommen. Das müsste dann bis morgen klappen. Sollte es nicht bis Mittwoch klappen, der Tag, an dem wir im bequemen Tostan-Fahrzeug einen Großteil der Strecke zurücklegen könnten, wäre es der Freitag. Wir werden in beiden Fällen begleitet von Pape, ein junger senegalesischer Mitarbeiter von Tostan, der uns unterstützen wird und uns in den letzten Tagen einige Wolof-Lektionen erteilt hat. Sehr beruhigend ihn zu haben.
Was erwartet uns dort. Wir fahren höchst wahrscheinlich zunächst nicht ganz bis Bignona, Casamance, durch, sondern machen Zwischenstop in der Stadt Kolda. Tostan hat dort ein Büro. Lisa und ich sollen ein Tostan-Dorf portraitieren in der Kolda-Region. Das ist unsere Gelegenheit, das Tostan-Programm vor Ort kennen zu lernen und herauszufinden, wie es praktisch funktioniert, was sich verändert, wie es die Menschen beeinflusst und wie sie es aufnehmen. Das Dorf-Leben bringt einige Umstellungen mit sich, ist aber sicherlich das Herz des Senegalerlebnisses.
Courtney, eine Freiwillige aus Oregon, ist gerade gestern Abend aus der Fouta-Region zurückgekommen, sie hatte u.a. eine interessante Rückreise, die es sich definitiv lohnt nachzulesen! Ich habe sie verlinkt in der Sidebar, oder: www.courtneysmith.org
Nach einer Woche Aufenthalt reisen wir dann ins Tostan Office Bignona weiter. So der Plan momentan, ich würde jedoch nicht meine Hand dafür ins Feuer legen.
Ich glaube bisher mussten wir uns nicht so hart mit dem Französischen auseinandersetzen wie heute. Lisa hat mit dem Co-Direktor von Tostan telefoniert, nachdem die Assistentin sie eher überraschend mit ihm verbunden hatte. Dann wurden wir in die Arbeit "da unne" eingeführt. Mir dröhnt der Kopf. Die (administrative) Assistentin scheint sich damit zu amüsieren, habe ich den Eindruck, vor allem Lisa Fragen an den Kopf zu schmeißen, oder sie ans Telefon zu rufen. Um einen falschen Eindruck zu vermeiden, sie ist ausgesprochen liebenswert und hilfsbereit.
Randnotiz
Ich schätze ich habe heute wohl endlich gelernt, wie man richtig beim Essen sitzt, d.h. kniet. Man isst auf dem Boden vor einer großen runden Platte mit Gemeinschaftsessen. Männer sitzen entweder mit eingeknickten Knien auf ihren Fersen, oder sie sitzen nur auf ihrer linken Ferse und stellen das rechte Bein angewinkelt vor sich, Fußsohle auf den Boden. In beiden Fällen wird die Durchblutung radikal geknebelt, die Fußknochen schmerzen königlich, und ich glaube ich habe eine Theorie gefunden warum sie hier so schnell essen, obwohl das Kochen Stunden dauert und auch sonst die Uhren etwas langsamer ticken (man widerspricht dem hier, es sei lediglich ein Platzproblem). Eine schlimmere Sitzhaltung müssen wohl nur die Frauen einnehmen...
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