Donnerstag, September 29, 2005

Seit Vier Wochen bei den Baobabs...

Heute bleibt mir nur Zeit für ein kurzes Hallo aus Bignona. Wir haben es tatsächlich aus dieser Stadt Kolda weg geschafft. Der Regen hat uns in Bignona erwartet, aber das war kein Problem, er mäßigt die Temperatur. Die Hitze scheint selbst am Mittag viel erträglicher zu sein als in Dakar. Das Tostan-Büro ist nicht weit vom Gare Routière oder der Garage, wie sie hier sagen, und wo wir ankommen, entfernt, kaum dreihundert Meter. Wir sind im Tostan-Büro einquartiert. Im Moment gibt es hier eine große Konferenz, auf der die Tostan-Lehrer, die in die Dörfer gehen und dort unterrichten, ausgebildet werden, deswegen ist ein Zimmer belegt. Lisa und ich teilen uns eins. Wir haben beide Moskitonetze über unserem Bett installiert, eine große Hilfe. In Kolda war dafür nichts vorgesehen, deswegen hing mein Teil total schief, vor Moskitos war ich bei genügend Beinaktivität nicht sicher, und viel Luft passte auch nicht drunter. Es kann dann recht schwül werden. Hier ist das besser. Leider ist das Zimmer recht dunkel, das Licht wird von Bäumen und einer Duschhütte ferngehalten, hoffentlich werden wir nicht depressiv. (Das Bild, eine kleine Erinnerung an Dakar, ist doch so typisch für die Farben diesen Landes.)

Zumal der Strom recht oft ausfällt, vor allem, schwierig zu raten, bei Regen. Die Regenzeit dauert noch bis Mitte Oktober, dann soll es abkühlen. Die Wasserversorgung soll stabil sein, allerdings werde ich morgen früh aufwachen und ein Beispiel des Gegenteils erhalten. Die einzige Toilette, die nicht verstopft ist, ist auf dem Hof und African Style, aber sie ist beleuchtet und in einem kleinen Raum; angenehmer als in dem Dorf, wo uns die Luftigkeit immerzu umgab, bei Tag die Sonne knallte, bei Regen sich der Untergrund verselbständigte, bei Nacht man besser eine Lampe zur Hand hatte.

Wir lernen jetzt Brocken der dritten Sprache seit unserer Ankunft. In Dakar war es Wolof, bei unserem Zwischenstopp in Kolda (samt Dorf) Puular, jetzt ist es Diola. Die Diola als ethnische Gruppe sind für ihre Zähigkeit berüchtigt, mangels Hierarchisierung der Gesellschaft hatten die Franzosen einigen Ärger mit ihnen. Wir haben nach der Dürreperiode in Kolda die letzten beiden Tage gegessen wie nach einem Marathon. Ich vor allem. Das Essen ist so lecker, wir dürfen uns der Konferenz anschließen, zweimal am Tag. Von der Art des Tostan-Büros Dakar, nur noch einen Tick leckerer. Wir hatten Fisch, Kartoffeln, Weißkohl, Meeresfrüchte, Fleisch, Chili und natürlich viel Reis. Wahnsinn. Ich weiß nicht wie ich in Kolda überleben konnte. Dort war das Mittagessen immer Reis mit Fleisch, ich habe davon berichtet. Das Abendessen fiel dann aus, oder es gab kaltes Dosengemüse. (Ich muss dieses Bild einfach nachreichen. Es zeigt Pape, der uns nach Kolda begleitet hatte, beim Mixen von Ataya auf dem Balkon des Tostan-Büros in Kolda. Ataya, der grüne Tee, wird auch im Süden fleissig getrunken.)

Hier scheint nur die Internetsituation ungünstig zu sein. Wir haben eine Grundschule aufgetrieben, die zwei Computer am Laufen hatte. Doch die Anbindung ist schlecht, kein Breitband, deswegen kosten 30 Minuten 500 F CFA, fast 0,80 Euro. Hoffentlich wird sich das bessern. Wir haben auf der Suche nach einem Cybercafé einiges von Bignona gesehen heute, es gibt Reisfelder in der Umgebung, viele Palmen, leider ist gerade keine Mangosaison (nur Bananen…), viel grün und feucht ist es. Auf dem Markt bei der Garage gibt es guten Kaffee Touba.

Wir fahren morgen früh nach Ziguinchor, die regionale Hauptstadt, Touristadt, ich habe gute Hoffnungen auf gute Cybercafés und Schokolade, richtigen Saft, vielleicht French Fries (wie ordinär von mir), neue Cornflakes und, ich will nicht zuviel erwarten, Apfelbrei. Wir müssen diese freien Tage genießen, Molly (die Tostan-Direktorin) hat ja einiges mit uns vor, demnächst beginnt ein Dorfbesuch-Marathon. So viele ehemalige Unicef-Tostan-Dörfer wie möglich, heißt der Auftrag, es gibt deren 20. Zusätzlich zu den 20 aktuellen. (Unsere Fahrt im sept-places nach Kolda. Dies ist an dem Tag, als unser Auto kein Licht hat und wir deshalb fünf Stunden vor Kolda in einer anderen Stadt, Tamba, Zwischenhalt machen müssen.)

Unsere Anfahrt von Kolda war weitgehend ereignislos, außer dass wir ein Schaf auf dem Dach transportiert haben. Das arme Ding hat die ganze Fahrt lang gemeckert in seinem Reissack, kam aber gut an. Der Hahn im Kofferraum hat den Mund gehalten. (Hoffentlich hatte er nicht vor Schreck ein Ei gelegt…) Nun, während ich die letzten Cornflakes in mich reinstopfe (wo kommt bloß noch der Hunger her?), entschuldige ich mich schon mal für diesen Chaos-random-pas-de-structure Eintrag, je suis fatigué, morgen müssen mer früh ’naus, scho so um sibbe, es hesselt, ich muss noch den Schweiß-Staub von mir runterwaschen. Gute Nacht, bon nuit, „Moraasu!“ (oder so ähnlich)…


Admin. Notiz: Endlich Bilder!!! Leider bin ich etwas langsam und kann deswegen noch nichts von Bignona zeigen; Lisa ist schneller ;) Ich habe in vergangen Einträgen Bilder hinzugefügt, v.a. zum Dorfbesuch und ganz unten ein blödes Bild der Mobil-Tankstelle in Dakar (Oase Tankstelle...) Wenigstens hat Pape jetzt ein Gesicht bekommen. D'accord...